Wenn man sich das Sparen sparen kann

Ein Kommentar über fehlende Sparanreize und die immer geringer werdende Motivation unserer Gesellschaft Geld zum Vermögensaufbau zurückzulegen.
Lesezeit: 4 Minuten
Presse
Von Felix Früchtl - 28.02.2023
Felix Früchtl

Früher schien alles so einfach: Mit der Geburt eines Kindes war es so sicher wie das Amen in der Kirche, dass zumindest die Großeltern relativ zeitnah zur nächsten Sparkasse gingen, um ein Sparbuch für den Nachwuchs zu eröffnen. Damit war ihre Pflicht - zumindest aus finanzieller Sicht – erfüllt, sodass sie sich voll und ganz auf die gemeinsame Zeit mit den Enkeln konzentrieren konnten.

Sobald die Enkel dann volljährig und bereit waren, einen Beruf zu erlernen bzw. auszuüben, ging die Verantwortung des finanziellen Vorsorgens auf die nächste Generation über. Auch hier war die Ausgangslage klar: Auf zum Bankberater, dort eine private (fondsgebundene) Lebensversicherung abschließen und das war’s erstmal. Damit waren die eigenen finanziellen Verpflichtungen, zumindest ging man davon aus, vollends erfüllt und man konnte dem Lebensabend entspannt entgegensehen.

Wenn die Lust zum Sparen fehlt

Nun sind wir in einer anderen Zeit angekommen und es lässt sich eine, meiner Meinung nach, erschreckende Tendenz feststellen, denn die Sparanreize werden immer geringer.

Ausschlaggebend dafür sind auf der einen Seite natürlich die fehlenden Zinsen, die uns in den letzten 10 Jahren einige Anreize genommen haben. Man hat sich quasi schon daran gewöhnt, kein Geld mehr zurückzulegen, weil es sich schlichtweg nicht gelohnt hat. Diese fehlenden Zinsen waren natürlich ein gefundenes Fressen für die Konsumindustrie. Die Werbung hat uns suggeriert, dass uns mit der 0%-Finanzierungen quasi die ganze Welt offensteht und wir uns mit kleinen monatlichen Raten einen erstaunlichen Luxus aufbauen können. Leider fällt ein Großteil der Bevölkerung noch immer allzu oft auf diese Reizüberflutung herein und konsumiert in einem Maße, das das monatliche Einkommen eigentlich nicht zulassen würde. Folglich haben in den letzten Jahren viele Menschen deutlich über ihren jeweiligen Verhältnissen gelebt. Möglich war das nur, weil nichts auf die „hohe Kante“ gelegt wurde.

Auf der anderen Seite entwickelt sich, gerade in der heranwachsenden Bevölkerung, so etwas wie Sparverdruss, denn es wird aus Prinzip nicht mehr gespart. Vielleicht, weil es einfach nicht mehr cool genug ist oder weil Sparen eine Idee von alten, weißen Männern war. Oder aber auch, wie ich persönlich glaube, weil man das Sparen einfach nicht mehr kennt.

So oder so legen immer weniger junge Menschen einen Teil ihres Verdienstes für später auf die Seite. Man lebt lieber im Hier und Jetzt. Das Problem ist nur, dass mit fehlenden Rücklagen natürlich auch die Schwelle, bei einer finanziellen Schieflage sofort nach dem Staat zu rufen, deutlich geringer wird. Davon sind die Inhalte der aktuellen politischen Diskussionen geprägt (Grundeinkommen, Förderungen und Unterstützungen).

Nun mag die Behauptung, dass die nachkommende Generation in ihrem Verhalten immer tendenziell moralisch schlechter handelt als die eigene, in der Natur des Menschen liegen. Doch auch diese psychologische Komponente kann den fehlenden Sparwillen vieler junger Leute nicht erklären. Die Absicherung für das Alter steht wohl nicht mehr ganz oben auf der Agenda.

Steigende Zinsen bringen die Trendwende. Oder doch nicht?

Die aktuell steigenden Zinsen, die nun auch die Sparer auf ihren Tages- und Girogeldkonten spüren, müssten das Sparen doch nun wieder en vogue machen. Und tatsächlich: Infolge eines Angebots von 2% auf das Tagesgeld haben Online Broker innerhalb weniger Tage mehrere zehn Millionen Euro eingesammelt. Sparen wird also doch wieder interessant, aber aktuell nur für diejenigen, die auch noch Geld anlegen können. Alle anderen, die während der Nullzinsphase Konsumgüter „auf Pump“ gekauft haben und diese nun Monat für Monat abbezahlen müssen, haben ein Problem. Sie kommen nicht in den Genuss der Zinsen.

Sparen ohne Reue?

Viele Anlegerinnen und Anleger freuen sich also gerade ein Loch in den Bauch, weil sie wieder 2% auf das Tagesgeld erhalten. In jedem Fall ist das besser als Negativzinsen, die wir bis vor ein paar wenigen Monaten ja auch noch kannten.

Kann man sein Geld also aktuell ruhig geparkt auf der Bank liegen lassen? Oder in anderen Geldversprechen, wie zum Beispiel private Lebens- oder Rentenversicherungen? In einer Zeit, in der wir immer noch eine offizielle Inflation von deutlich über 8% per annum haben? An dieser Stelle gilt zu beachten, dass die reale Inflation, die bei Ihnen und mir ankommt, deutlich im zweistelligen Bereich liegen dürfte.

Klare Antwort: Nein, man kann das Geld nicht ruhig parken! Zumindest nicht, wenn man sein Geld wirklich sparen möchte.

Denn all diejenigen, die ihr Geld momentan einer Verzinsung aussetzen, die unter der Inflation liegt, betreiben gelinde gesagt Vermögensvernichtung. Das ist Kaufkraftentwertung per excellence. Dabei sei erwähnt, dass eine solche „Investition“ immer noch besser ist, als nichts zu machen oder Konsum zu betreiben. Aber es ist eben kein Vermögensaufbau.

Für wirkliches Sparen reicht es also nicht, Geld zurückzulegen und es bei 2% auf dem Tagesgeldkonto zu parken oder eine private Rentenversicherung abzuschließen. Sparen muss zwingend in Verbindung mit Vermögenssicherung und Kaufkrafterhalt stehen. Und Kaufkrafterhalt kann in der Regel nur betrieben werden, wenn man sich aktiv um seine finanzielle Vorsorge kümmert, diese plant und aktiv Entscheidungen trifft. Sonst spart man sich (passiv) arm.

Axel Kleinlein, ehemaliger Vorstand des Bundes der Versicherten, hat es vor kurzem auf den Punkt gebracht: „Viele Verbraucher müssten Ihren Vertrag eigentlich kündigen.“ Und da hat er, zumindest aus Renditegesichtspunkten, vollkommen recht.

Fazit

Für einen konsequenten Sparer, der sich aktiv um sein Vermögen kümmert, wäre es grob fahrlässig, jetzt nichts zu tun. Daher ist es wichtiger denn je, sich Expertise einzuholen und Vermögensabsicherung und Kaufkrafterhalt zu betreiben. Vielleicht haben wir das aber in den letzten zehn Jahren des fehlenden Investierens auch einfach verlernt. Wenn wir nur das gleiche Engagement in unseren Vermögensaufbau stecken würden, wie in die Auswahl unserer Konsumartikel, dann wären deutlich weniger Personen von der Altersarmut betroffen. Es gilt also zu handeln und das finanzielle Schicksal selbst in die Hand zu nehmen.

Ketrina Morina

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